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Wenn die Arbeit im Ruhestand plötzlich mehr lohnt

  • Autorenbild: Anita Glombik
    Anita Glombik
  • 26. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Viele Menschen der Generation 55+ stehen an einem Wendepunkt: Noch fit genug für den Job, aber bereits im Ruhestand stehend – oder zumindest mit dem Gedanken daran, früher auszusteigen. Und doch: Der Wunsch, weiterhin einen Beitrag zu leisten, kann groß sein. Gleichzeitig drängt sich die Frage auf: Wie lässt sich die Arbeit im Alter gestalten, wenn Gesundheit, Anspruch und Lebensplan zusammengedacht werden?


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Genau hier setzt die geplante Aktivrente an: eine neue steuerliche Regelung, die im Kern anstrebt, die Erwerbstätigkeit nach Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze finanziell attraktiver zu machen.


Was steckt hinter der Aktivrente?


Ab dem 1. Januar 2026 soll – vorbehaltlich der finalen Gesetzesverabschiedung – gelten: Wer die gesetzliche Regelaltersgrenze erreicht hat und darüber hinaus erwerbstätig bleibt, kann Einkünfte aus nicht­selbständiger Beschäftigung bis zu 2.000 Euro pro Monat steuerfrei hinzuverdienen. Aufs Jahr gerechnet entspricht das 24.000 Euro. Dieser Betrag gilt zusätzlich zum normalen steuerlichen Grundfreibetrag.

Damit entsteht ein klarer finanzieller Anreiz: Statt frühzeitig auszusteigen, kann Arbeit im Ruhestand-Modus eine neue Option werden. Mit mehr Netto vom Brutto und damit mehr Spielraum für Selbstbestimmung, Sinn und wirtschaftliche Sicherheit.


Wer profitiert – und wer nicht?


Von der Aktivrente profitieren jene, die das reguläre Renteneintrittsalter erreicht haben und weiterhin sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Ausgeschlossen bleiben dagegen Selbstständige, Freiberufler und geringfügig Beschäftigte. Auch wer vorzeitig in Rente gegangen ist, kann den steuerfreien Zuschlag nicht nutzen.

Damit handelt es sich um ein Modell, das vor allem Menschen betrifft, die über die Regelaltersgrenze hinaus in einem klassischen Arbeitsverhältnis bleiben möchten. Für viele Selbstständige, die ohnehin oft weit über das Rentenalter hinaus aktiv sind, bleibt diese Regelung dagegen ein weißer Fleck und ein politischer Diskussionspunkt.


Was heißt das konkret für die Generation 55+?


Für viele Menschen in der Lebensmitte, die sich heute Gedanken über ihren Übergang in den Ruhestand machen, kann die Aktivrente ein Hoffnungsschimmer sein. Sie schafft eine neue Möglichkeit, die eigene Erwerbstätigkeit nach Erreichen der Regelaltersgrenze flexibler und finanziell attraktiver zu gestalten. Wer also Freude an seiner Arbeit hat, seine Erfahrung weitergeben möchte oder einfach das Gefühl sucht, gebraucht zu werden, kann künftig leichter entscheiden, aktiv zu bleiben – ohne steuerlich benachteiligt zu werden.

Gleichzeitig zeigt die Reform, dass sich Arbeit und Alter nicht mehr ausschließen müssen. Sie eröffnet die Chance, Lebensphasen anders zu denken: nicht in Brüchen, sondern in Übergängen. Für viele in der Generation 55+ bedeutet das auch, den eigenen Weg bewusster zu gestalten. Nicht mehr unter Druck, sondern aus freier Entscheidung heraus. Es geht darum, die eigene Erfahrung einzubringen, neue Rollen zu finden und selbst zu bestimmen, wie viel Verantwortung man noch in welchem Tempo übernehmen möchte.

Doch die Aktivrente ist kein Allheilmittel. Sie nützt nur, wenn Unternehmen bereit sind, ältere Mitarbeiter tatsächlich zu halten, statt sie mit 60 in den Vorruhestand zu schicken. Solange das Denken in „zu alt“, „zu teuer“ und „zu unflexibel“ bestehen bleibt, verpufft die Reform als Symbolpolitik. Die eigentliche Aufgabe liegt also nicht nur beim Gesetzgeber, sondern bei Arbeitgebern, die den Wert von Erfahrung erkennen und leben.


Chancen, aber auch Fragen


Die Aktivrente kann helfen, die Erwerbstätigkeit Älterer zu fördern. Ein dringend nötiger Schritt angesichts des Fachkräftemangels. Sie gibt Menschen mehr Freiheit, ihre Arbeit selbstbestimmt fortzusetzen, und signalisiert: Erfahrung ist kein Kostenfaktor, sondern Kapital.

Doch es bleiben offene Punkte: Warum werden Selbstständige ausgeschlossen, obwohl sie oft am längsten aktiv bleiben? Wie lässt sich verhindern, dass gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Weiterbildungsangebote zum Hindernis werden? Und wird der finanzielle Bonus allein reichen, um wirklich mehr Menschen zum Weiterarbeiten zu motivieren? Viele dieser Fragen müssen in den kommenden Monaten geklärt werden.


Mein Fazit für Sie – mit Blick auf Ihr Leben 55+


Die Aktivrente ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber sie ist nur dann wirksam, wenn wir sie als Einladung verstehen, die eigene Lebensphase neu zu gestalten. Für Menschen 55+ bedeutet sie die Möglichkeit, Arbeit neu zu denken: nicht als Zwang, sondern als Chance. Wer weiterarbeiten möchte, kann dies künftig selbstbestimmter tun. Mit mehr finanzieller Anerkennung und einer klaren Botschaft: Erfahrung zählt.

Gleichzeitig bleibt es eine individuelle Entscheidung, wie viel Raum Arbeit im eigenen Leben noch einnehmen soll. Vielleicht geht es um ein paar Stunden pro Woche, um ein Beratungsprojekt oder um die Freude, Wissen weiterzugeben. Vielleicht aber auch darum, bewusst loszulassen und Platz für Neues zu schaffen. Entscheidend ist, dass diese Entscheidung freiwillig bleibt und respektiert wird.


Wenn Sie zur Generation 55+ gehören, lade ich Sie ein, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. In der Community „Karriere 55+“ sprechen wir genau darüber: Wie sich Arbeit und Ruhestand verbinden lassen, wie Übergänge würdevoll gelingen und wie wir gemeinsam ein neues Bild vom Älterwerden in der Arbeitswelt prägen können. Denn die Zukunft der Arbeit ist nicht jung oder alt – sie ist gemeinsam.

 
 
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