Zu alt? Zu teuer? – Warum Unternehmen ohne 55+ nicht zukunftsfähig sind
- Anita Glombik
- 9. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
„Zu alt.“ „Zu teuer.“ „Nicht mehr flexibel.“ – kaum eine Altersgruppe wird im Berufsleben so hart beurteilt wie Menschen ab 55. Dabei sagen die Zahlen etwas völlig anderes.

Photo by cottonbro studio
Die Zahl der Beschäftigten 55+ ist in den letzten Jahren regelrecht durch die Decke gegangen – von 4,8 Millionen im Jahr 2013 auf 7,3 Millionen im Jahr 2020. Das entspricht einem Zuwachs von über 50 %, während die Gesamtbeschäftigung nur um 14 % gewachsen ist.
Heute ist fast jede vierte erwerbstätige Person in Deutschland über 55.
2022 erreichte die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen in Deutschland 75 % – ein europäischer Spitzenwert.
Das zeigt: Die Generation 55+ ist kein Randthema, sondern längst ein zentraler Bestandteil unserer Arbeitswelt.
Vorurteile kosten Zukunft
Trotz dieser Entwicklung werden Menschen 55+ noch immer zu oft mit Etiketten versehen: zu teuer, zu unflexibel, nicht mehr lernfähig. Doch diese Sichtweise ist gefährlich. Sie blendet aus, dass gerade die Erfahrung älterer Mitarbeitender in einer Zeit permanenter Veränderungen unverzichtbar ist.
Studien belegen, dass flexible Modelle wie Teilzeit, Gleitzeit oder Homeoffice ältere Beschäftigte motiviert im Job halten. Hinzu kommt: Die Bertelsmann Stiftung errechnete, dass durch die Förderung der Erwerbstätigkeit von 60- bis 69-Jährigen bis 2035 bis zu 1,3 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte gewonnen werden könnten.
Wer also glaubt, sich die Generation 55+ nicht mehr leisten zu können, übersieht, dass der Fachkräftemangel ohne sie gar nicht lösbar ist.
Mehr als ein Kostenfaktor
In meiner Arbeit höre ich immer wieder den Satz: „Wir müssen sparen – ältere Mitarbeitende sind zu teuer.“ Doch Geld ist nur ein Teil der Gleichung. Mindestens genauso wichtig sind sinnvolle Aufgaben, flexible Modelle und echte Wertschätzung.
Gerade die Generation 55+ zeigt eine enorme Loyalität. Viele sind bereit, ihr Wissen weiterzugeben, Verantwortung zu übernehmen und Teams mit Gelassenheit und Weitblick zu stärken. Das sind Werte, die in keiner Kostenrechnung auftauchen, aber in jeder Krise entscheidend sind.
Unternehmen, die diese Potenziale nutzen, berichten von stabileren Teams, besserem Zusammenhalt und mehr Innovationskraft. Denn Erfahrung bremst nicht, sondern sie sorgt dafür, dass neue Ideen auf einem soliden Fundament entstehen.
Altersdiversität als Wettbewerbsvorteil
Ich sehe in meiner Arbeit täglich, wieviel Energie entsteht, wenn Generationen zusammenarbeiten. Jüngere bringen Technikaffinität und frische Ideen, Ältere Gelassenheit und Überblick. Diese Kombination macht Teams widerstandsfähiger und innovativer.
Der Later Life Workplace Index bestätigt das wissenschaftlich: Altersinklusive Unternehmensstrukturen schaffen messbar mehr Stabilität und höhere Zufriedenheit. Für mich ist klar: Altersdiversität ist kein „Nice-to-have“, sondern ein Wettbewerbsvorteil.
Ein Appell an Unternehmen
Bis 2036 erreichen fast 20 Millionen Erwerbstätige das Rentenalter. Ohne die Generation 55+ ist der Fachkräftemangel nicht zu bewältigen.
Ich erlebe, dass Zugehörigkeit für Menschen ab 55 ein zentrales Thema ist. Wer ihnen das Gefühl gibt, nicht mehr gebraucht zu werden, zerstört Motivation – nicht nur bei den Betroffenen, sondern im ganzen Team.
Es ist höchste Zeit, die Vorurteile über Bord zu werfen. Menschen 55+ sind nicht „zu teuer“ – sie sind zu wertvoll, um auf sie zu verzichten.
Genau deshalb habe ich die Community „Karriere 55+“ gegründet. Dort machen wir sichtbar, wie viel Potenzial in der Generation 55+ steckt – und wie Unternehmen von ihrer Erfahrung, Loyalität und Stärke profitieren können.
Wenn Sie mehr erfahren möchten, wie Sie Ihre berufliche Zukunft aktiv gestalten können, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.